Die Schlacht von Marignano (heute Melegnano) war von entscheidender Bedeutung für die Schweizer Geschichte und gilt als einer der wichtigsten der Mailänderkriege. Am 13. und 14.9.1515 standen sich die Truppen des franz. Königs Franz I. und die das Herzogtum Mailand verteidigenden Eidgenossen gegenüber. Hzg. Massimiliano Sforza, dem die Eidgenossen ihren Schutz zugesichert hatten, war zudem mit Papst Leo X. und Ks. Maximilian I. verbündet. (aus historisches Lexikon der Schweiz)
Für eine an Geschichte und am Spiel interessierte Person, ist es eine faszinierende Vorstellung, die Schlacht von Marignano auf dem Spielfeld zu versuchen. Die dazu notwendigen Bestandteile sind
- eine Spielregel, welche die Bewaffnung und Kampfweise des frühen 16. Jahrhunderts repräsentiert
- die Armeen der Franzosen und ihrer verbündeten Venezier und der Eidgenossen in Miniaturformat.
- das Spielfeld, welches die Topografie, Vegetation und Bebauung zur Zeit der Schlacht darstellt.
- die Definition eines Szenarios, welche den Ablauf der historischen Schlacht gut repräsentiert und trotzdem dem eigentlichen Spiel genügend Freiheiten lässt.
- und natürlich soll alles durch Quellenstudium abgesichert sein.
Spielregel
"de bellis antiquitatis" (DBA) von Wargames Research Group eignet sich sehr gut für das Spielen von historischen Schlachten, und dies speziell in der Version 2.2+. Für die Zeit des 16. Jarhrhunderts und später existiert die Erweiterung DBA-RRR von FADBAG, welche den wachsenden Einfluss von Schusswaffen und Artillerie, sowie die zunehmend wichtige Rolle der Generäle als taktische Führer sehr gut abbildet.
Armeen
Die Stärke und Zusammensetzung der Kontrahenten ist aus den Quellen (siehe unten) hinreichend bekannt. Sie sollen gemäss ihrer historischen Zusammensetzung und in Übereinstimmung mit der DBA-RRR Spielregel auf das Spielfeld kommen. Die DBA-RRR Armeelisten für die in Marignano anwesenden Kontrahenten stimmen gut mit den historischen Quellen überein. Es werden darum die Armeelisten aus DBA-RRR 1.21 verwendet (I/2c Italian Wars French, I/Ic Italian Wars Condotta Venezia, I/3a Swiss Confederate)..
Damit die unterschiedliche Zusammensetzung der beteiligten Armeen auf dem Spielfeld abgebildet werden kann, wird das Spiel als Big Battle, also mit je drei regulären DBA-Armeen pro Seite, konzipiert, also 2x Italian Wars French und 1x Italian Wars Condottta Venezia gegen 3x Swiss Confederate.
Die Französisch-Venezianische Armee besteht demnach aus
Frankreich
2 x General
4 x Knights (Gens d'armes)
4 x Light Horse (berittene Arkebusiere)
8 x Pikes (Landsknechte und vieux bandes aus der Picardie)
4 x Skirmishers (Arkebusiere)
2 x Cannon (schwere Artillerie)
2 x Gun (leichte Artillerie)
2 x Gun (leichte Artillerie)
Venedig
1 x General
3 x Knights (condottieri)
1 x Light Horse (berittene Armbrustschützen)
1 x Blades (Söldner mit Schwert und Schild)
2 x Bows (Söldner mit Armbrust)
4 x Skirmishers (italienische Arkebusiere und Armbrustschützen)
1 x Gun (leichte Artillerie)
Die Armee der Eidgenossen besteht aus:
3 x General (Schyner, Steiner, Röist)
24 x Piken (Gewalthaufen mit Piken)
6 x Blades (Hellebarden)
6 x Skirmishers (Arkebusiere und Armbrustschützen)
Armee der Eidgenossen für Marignano 1515 (Figuren in 15mm von Maerk) |
Spielfeld
Auch über den Ort des Geschehens von 1515 sind wir aus den Quellen gut informiert:
„Das Schlachtfeld liegt 11 km südöstlich von Mailands Stadtmauer, nordwestlich von Marignano, dem heutigen Melegnano, nordöstlich der Straße nach Lodi. Diese ist gegenüber der Ebene, die sie durchzieht, etwas erhöht und durch Entwässerungskanäle, bedeutende Hindernisse, begleitet. Links ist der etwa 2 km breite Angriffsstreifen durch den Fluß Lambro begrenzt. Wiesen, Weingärten, Äcker und Baumgruppen bedecken die Ebene und nehmen die weite Sicht, Wassergräben erschweren die Bewegungen“ (aus: Welda K., Marignano, 1965)
Die Schlacht fand demnach auf einem langgestreckten Gebiet zwischen der
Roggia Nova, einem Nebenfluss des Lambro, und der Strasse nach Lodi statt. Diese
beschränkte Breite des Schlachtfelds, das teilweise sumpfige Gelände und der Angriff der Schweizer auf eine – vorerst – statische, befestigte
Stellung der Franzosen soll auch auf dem Spielfeld zum Ausdruck kommen.
aus: Welda, K., Marignano, Allg. Schweiz. Militärzeitschrift, 1965 |
Dieses Gelände bzw. dieses Schlachtfeld soll wie folgt auf einem DBA-RRR Spielfeld abgebildet werden:
Ein reguläres DBA Big Battle Spielfeld hat eine Breite von 150cm und eine Tiefe von 75cm. Jede Seite verfügt über 36 Truppenelemente mit einer Breite von je 4cm (für 15mm Figuren, wie sie hier verwendet werden sollen), könnte also theoretisch 144cm des Spielfelds abdecken, was nicht dem historischen Vorbild entspricht und im Sinne eines offenen Spiels vermieden werden sollte. Es muss daher bei den Vorgaben für das Szenario darauf geachtet werden, dass insbesondere die Startaufstellung der Eidgenossen nicht die gesamte Breite des Schlachtfeldes abdecken kann.
Die Tiefe des Big Battle Spielfelds ist mit 75cm für die Schlacht von Marignano zu gering. Die anfänglich starke Staffelung der französisch-venezianischen Armee könnte damit spieltechnisch nicht umgesetzt werden. Mit einem ungefähr quadratischen Spielfeld hingegen würde man dem historischen Gelände wohl ungefähr gerecht werden:
Die Tiefe des Big Battle Spielfelds ist mit 75cm für die Schlacht von Marignano zu gering. Die anfänglich starke Staffelung der französisch-venezianischen Armee könnte damit spieltechnisch nicht umgesetzt werden. Mit einem ungefähr quadratischen Spielfeld hingegen würde man dem historischen Gelände wohl ungefähr gerecht werden:
blau: Fluss Lambro, braun: Strasse Lodi-Milano, grün: versumpfte Entwässerungskanäle (Sumpf) |
Szenario
Die Szenario-Regeln dienen dazu, die wesentlichen Elemente der historischen Schlacht im Spiel abzubilden, sofern sie nicht durch die DBA-RRR Spielregel selbst schon abgedeckt sind. Wesentliche Elemente ausserhalb der Spielregel sind:
- die Startaufstellung der beiden Armeen inklusive deren Lagerelemente
- das späte Eingreifen der venezianischen Armee
- Regeln für die Feldbefestigungen der französischen Armee
gemäss den Quellen war die französische Armee bei Schlachtbeginn in drei tief gestaffelten Treffen aufgestellt. Dies ist spieltechnisch schwierig umzusetzen. Hingegen bietet sich eine Aufstellung in zwei Treffen an, die den beiden DBA-RRR Armee entsprechen können aber nicht müssen.Die Aufstellungszonen der beiden französischen Treffen wird so gewählt, dass a) deren Kanonen nicht die gesamte eidgenössische Aufstellungszone erreichen können, und b) dass das zweite französische Treffen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung in das Spiel eingreifen kann.
Die venezianische Armee hat in der historischen Schlacht erst am zweiten Tag in das Geschehen eingegriffen. Sie soll darum auch im Spiel erst mit Verzögerung eingreifen können. Dies kann durch eine geeignete Platzierung ihrer Aufstellungszone erreicht werden.
Startaufstellung eidgenössische Armee
Gemäss den Quellen war der erste Angriff der eidgenössischen Truppen wenig koordiniert. Die kantonalen Kontingente griffen erst nach und nach alle in das Geschehen ein. Dies soll dadurch repräsentiert werden, dass nur zwei Kommandos der eidgenössischen Armee in der Aufstellungszone 1 frei platziert werden dürfen. Das dritte Kommando muss in Kolonne auf der Strasse Milano-Lodi in der Aufstellungszone 2 platziert werden.
Gemäss den Quellen war der erste Angriff der eidgenössischen Truppen wenig koordiniert. Die kantonalen Kontingente griffen erst nach und nach alle in das Geschehen ein. Dies soll dadurch repräsentiert werden, dass nur zwei Kommandos der eidgenössischen Armee in der Aufstellungszone 1 frei platziert werden dürfen. Das dritte Kommando muss in Kolonne auf der Strasse Milano-Lodi in der Aufstellungszone 2 platziert werden.
Startaufstellungszonen der Armeen (gestrichelt: Reichweite der franz. schweren Artillerie aus der Zone 1) |
Feldbefestigungen
Frankreich erhält sechs Elemente Feldbefestigungen von je 4cm Länge, die in der Aufstellungszone 1 frei platziert werden dürfen. Diese repräsentieren die vorbereiteten befestigten Position der französischen Armee.
Eine Feldbefestigung wird im Spiel analog behandelt wie das Verteidigen eines Flussufers in DBA 2.2+:
- eine Feldbefestigung auf dem Spielfeld hat eine klar definierte Innen- und Aussenseite.
- Truppen auf der Innenseite einer Feldbefestigung können einen Nahkampfbonus von +2 erhalten.
- die Feldbefestigung hat keinen Einfluss auf den Fernkampf.
- Damit ein Element den Nahkampfbonus erhält, müssen folgende Bedingungen kumulativ erfüllt sein: a) seine gesamte Frontkante befindet sich auf der Innenseite der Befestigung und darf max. 1MU von der Befestigung entfernt sein. b) das gegenerische Element befindet sich zumindest teilweise innerhalb der Zone von 1MU Tiefe auf der Aussenseite der Befestigung (siehe nachfolgende Grafik):
Bewegen sich Truppenelemente über die Feldbefestigung hinweg, so folgen sie den Regeln für Bewegungen über Flüsse hinweg nach DBA 2.2+:
- max. Bewegungsweite 2MU
- max. 45° Abweichung von der Richtung senkrecht zur Befestigung
- nur als Einzelelement oder als Kolonne von Elementen
- befindet sich ein Teil eines Elements nach dem Ende seiner Bewegung auf der Befestigung, so sind für das Element in seinem nächsten Zug nur die folgenden drei Bewegungen erlaubt:
- direkt vor- oder rückwärts
- Kontaktieren oder Ausrichten an einem gegnerischen Element
- minimale Drehung bis eine korrekte Ausrichtung gegenüber der Befestigung erreicht ist (45°), danach direkt vor- oder rückwärts.
DBA-RRR BigBattle Marignano 2015 |
Quellen
- Schaufelberger, W., Morgarten (1315) und Marignano (1515), Allg. Schweiz. Militärzeitschrift, 1961
- Welda, K., Marignano, Allg. Schweiz. Militärzeitschrift, 1965
- Haudenschild, R.(Hrsg.), Marignano 1515 - 2015, Merker im Effingerhof, 2014
- Taylor, F.L., the art of war in Italy, 1921
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